Schnitzen
Holzbildhauerei Röck, Seefeld
Im flackernden Feuerschein setzt der Schnitzer das Messer an. Knirschend schält sich eine hölzerne Locke von der Klinge und tanzt zu Boden, schon folgt die nächste. Prüfend streichen erfahrene Finger immer wieder über die feinen Konturen im Holz, finden kleine Unregelmäßigkeiten und setzen wieder das Messer an. Bald beginnt das Holz zu lächeln, streckt dem Schnitzer eine winzige Hand entgegen und bittet ihn munter zum Tanz. Leise stimmt der Schnitzer eine alte Weise an und sucht der kleinen Holzfigur einen würdigen Tanzplatz in der Weihnachtskrippe.
Schon beim ersten Schritt in das Atelier von Karl-Josef Röck wird man umgeben vom zauberhaften Duft von Zirbenholz. Er erfüllt jede Ecke des kleinen Raumes, in dem der Bildhauer Tag für Tag neue Werke aus Holz erschafft. Die kleine Werkstatt ist gefüllt mit liebevoll geschnitzten Figuren, auf dem Boden liegen die Holzspäne wie die Zeugen ihrer Entstehung. Mittendrin sitzt Karl-Josef auf seinem kleinen Schemel und bearbeitet eifrig ein neues Holz. Er lässt sich gern dabei über die Schulter schauen und so nimmt jeder Besucher in seinem Atelier nicht nur den Duft, sondern auch das Geräusch wahr: mal sanft und leise, mal kraftvoll und laut führt Karl-Josef seine Werkzeuge über das Holz. Wer dem Geräusch des Schnitzens lauscht, fühlt sich zurückversetzt in die Vergangenheit. Der Sound des Schnitzens ist urig, heimelig und traditionell. Er lässt sich am besten hören, wenn man sich geborgen und aufgehoben fühlen möchte, man selbst kreativ werden will und den Alpen ein Stück näher sein will.